Kiefergelenkbehandlung

Die Behandlung der Kiefergelenke bedeutet häufig die (Mit-)Behandlung weiterer gestörter Systeme im Körper. Die Stellung der Kiefergelenke sowie der anschließenden Muskulatur beeinflussen direkt und indirekt über Nerven, Fascien, Knochen die Lage und Funktion der Kopfgelenke, Halswirbelsäule usw. bis hinunter zur Stellung des Beckens. So kann z. B. eine falsche Kieferlage einen Schiefstand des Beckens hervorrufen, aber auch umgekehrt können skelettale Störungen eine Bisslageveränderung provozieren.

Folge dieser Probleme können chronische Beschwerden in Rücken, Nacken, Extremitäten sowie Kopfschmerzen bis zur Migräne, Tinnitus, Sehstörungen und vieles mehr sein. Daneben gibt es auch die direkten Auswirkungen am Kiefergelenk, die sich über Knacken und Schmerzen zeigen und oft auf degenerativen Veränderungen im Gelenk beruhen. Ursache diese Erkrankungen können Fehlbissstellungen der Zähne sein (leider oft auch nach kieferorthopädischer Behandlung), fehlerhafter Zahnersatz oder Abnutzungen der Zähne durch nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus).

Gerade dieses Beschwerdebild ist heute in zunehmendem Maße auffällig. Zähneknirschen und Pressen ist nach heutiger Lehrmeinung eine Form von Stressabbau und die massive Zunahme in den letzten 20 Jahren zeigt, dass wir heute in immer stärkerem Maße einer chronischen Überforderung durch unsere Umwelt ausgesetzt sind.

Bei diesem Knirschen werden die Zähne, die Kieferknochen und Gelenke einer zigfach höheren Kraft ausgesetzt, als dies beim normalen Kauen der Fall ist. Dadurch wird der sehr harte Zahnschmelz zerstört und das viel weichere Zahndentin freigelegt. So kann nun die weitere Zahnzerstörung noch schneller voranschreiten. Im Extremfall werden die Zähne bis zum Zahnmark durchgerieben und der Zahnnerv stirbt ab. Ein Zahnverlust ist oft die Folge. Ebenso können die Strukturen des Kiefergelenks (d.h. Knorpel und Knochen) durch den Druck zerstört oder zumindest in ihrer Funktion eingeschränkt werden.

Ausgang einer Behandlung ist eine klinische sowie instrumentelle Funktionsanalyse. Dabei werden die funktionellen Parameter des Kausystems durch manuelle Testungen überprüft, weiterhin werden Modelle der Zähne angefertigt und durch eine Kieferrelationsbestimmung in einen Artikulator gesetzt (ein Gerät, dass die Kiefergelenksfunktion simuliert). Besteht der Verdacht einer Beeinträchtigung weiterer Körperregionen, so erfolgt die Überprüfung durch weitere Spezialisten (v.a. Osteopathen).

Aufgrund der gewonnenen Daten kann dann eine Therapie geplant werden. Deren Ziele können unterschiedlicher Natur sein. Sehr wichtig ist die Prävention bei leichteren Fällen, d.h. man möchte Schlimmeres vermeiden. Ist es schon zur stärkeren Zerstörung von Körperstrukturen gekommen ist es evtl. notwendig, aufwändigere Rekonstuktionen vorzunehmen.